Erfahrungsbericht einer Pferdebesitzerin
Für die meisten Menschen gehören Tiere mittlerweile zum Leben dazu und das ist nicht nur regional, beziehungsweise in ländlichen Gebieten so, sondern durchaus weltweit. Für die einen ist es der Wellensittich, der an jedem Tag zum Feierabend grüßt, für die anderen das kleine Kätzchen, dass um die Beine schmiert und wieder andere genießen es, ihren Schafen beim Weiden zuzuschauen.
Für mich sind es meine beiden Pferde, die mir jeden Tag auf's neue Freude bringen und fest in den Alltag integriert sind.
Ich möchte heute gern eine kleine Episode von unseren gemeinsamen Erlebnissen berichten. Beide Pferde habe ich seit vielen Jahren. Sie sind wunderbar, ziemlich unterschiedlich, aber auch ein bisschen gleich.
Gleich im Sinne von ihrer Lieblingsbeschäftigung, nämlich: Fressen, Fressen und nochmals Fressen. Unterschiedlich im Wesen, allein schon durch die Rasse geprägt.
Nun, der Hannoveraner Mix, mit einem Stockmaß von 1,68m, strotzt vor Selbstbewusstsein und Temperament, wobei Nummer 2, ein mächtiges Shire Horse, mit einer Höhe von 1,82m ein wirklich Großer ist. - Gutmütig, wie die sanften Riesen genannt werden, geduldig und stets der Untergebene.
An mehreren Tagen werden sie geritten, spazieren geführt, von kleinen Kinderscharen verwöhnt und, für die gute Figur, auch mal als Zugtiere benutzt.
Bekommen wir Besuch so heißt es gleich gespannt und voller Neugier: "O, den will ich unbedingt mal sehen!" Doch kommt der Gigant dann gemächlich angeschlendert, wird die Weide flink verlassen und dem folgen meist Kommentare wie: "Der ist ja groß und bestimmt gefährlich" oder "Auf den würde ich mich nicht setzen". Wobei ich oft mit einem Lachen antworte, denn die Angst ist völlig überflüssig, nur den Respekt sollte man, sowie bei allen Lebewesen, nicht verlieren.
Unterwegs mit dem freundlichen Riesen
Besonders schön war ein Ausritt mit anderen Pferdekollegen. Der Männertag sollte mit dem Kremser und etwa 20 Reitern vollzogen werden. Ein Bekannter rief mich an ob ich noch einen Pferderücken frei habe. Er sagte er habe da ein Mädel das gern mit von der Partie wäre. Klar, das passt perfekt!
Da ich ja nur ein Pferd reiten kann und zwei besitze, habe ich natürlich zugestimmt.
Am besagten Tag kam ein 14 jähriges, zierliches und ruhiges Mädchen auf meinen Hof. Ich zeigte ihr meine zwei Zossen und schon konnte die Vorbereitung beginnen. Die Putzkiste wurde geholt, die Säuberung vom Hanno- Mix begann und mein freundlicher Besuch ahnte nicht was gleich auf sie zukommt.
Ich sagte "Stop! Den hier reite ich. Du nimmst den Shire." Mit Riesenaugen, blassem Gesicht und plötzlichem zittern in den Händen meinte meine neue Begleitung, das sie den Riesen nicht reiten kann. ..."wenn der mich abwirft, ....der ist zu groß, ... der guckt so komisch."
Nun musste ich aber auch mal meinen "Kleinen" verteidigen. Ich erzählte ihr von seinem gutmütigen Charakter und versuchte sie so zu beruhigen.
Sie begann also den "Kleinen" zu putzen. Ich stellte ihr sogar noch einen Stuhl dazu, damit sie auch ja alles fein säubern kann. Und siehe da, nach 5 Minuten waren erste Schmusekontakte zu erkennen, weitere 5 Minuten später war es schon ihr Süßer. Hufe auskratzen sollte dann aber lieber die Besitzerin -also ich- erledigen.
Diese "Pizzateller" sind aber auch groß und schwer! Nach dem vierten Huf kam ihr Kommentar: "Hätte ich das gewusst, dass er so fein mitmacht, hätte ich es auch machen können." Gemeinsam kamen der Sattel und die Trense auf den großen Braunen. Dann noch ein paar Tipps von mir und die Leiter half beim aufsitzen.
Auf der Weide sollten die Zwei sich erst einmal an schnuppern und vielleicht ein paar Volten, Zügel - und Schenkelhilfen probieren. Nach 15 Minuten liebevoller Putzarbeit war ich dann auch mit meinem Hanno- Mix fertig und siehe da: ein tolles Team trabte locker leicht über die Wiese. Mit einem Lächeln im Gesicht kam die junge, einst schüchterne, Reiterin auf mich zu. ..."der ist ja lieb, der denkt mit, Mensch der ist richtig toll und reagiert sogar auf Hilfen"... – Auf diese Reaktion habe ich gewartet und schmunzelte zufrieden in mich hinein.
Dann mal ab ins Gelände. Noch genügend Zeit zum weiteren kennenlernen hatten wir aber dennoch.
Denn plötzlich kam wieder diese Blässe, kein Lächeln und folglich ein total verkrampfter Sitz. Gutes Zureden und Ablenkung halfen nicht. Dann müssen Taten folgen. Ich trabte voran- der Shire kam hinterher, ein kleiner Galopp- Team Shire Horse war voll dabei, eine kleine Bachüberquerung, hopps und- endlich: die Farbe kehrte ins Gesicht zurück, ein Strahlen kam hervor und eine entspannte Reiterin war das Ergebnis.
Jetzt, durch den neu gewonnenen Mut, wollte sie es auch alleine probieren. Für mich war es so schön das eigene Pferd einmal im Galopp über Wiesen fliegen zu sehen. Wendungen wurden durch Zauberhand geritten, Zirkel reiten funktionierte super und Schrittarten klappten perfekt.
Nach einiger Zeit trafen Kremser und andere Reiter ein. Selbstbewusst ritt das Shire-Team gemeinsam in den Reihen der Anderen - nur die kleineren Pferde hatten Angst, naja, bei diesem Riesen!
Eindeutig wurde nach der Veranstaltung von allen festgestellt, dass dieses große Pferd ein lieber, netter Kerl und echter Kumpel ist.
...und das Lächeln im Gesicht des jungen Mädchens war nach unserem vier stündigen Ausritt immer noch zu sehen.
Übrigens wurden zu Hause die Hufe sogar von der Reiterin persönlich ausgekratzt.
Dann noch ein dicker Schmatz auf´s weiche Pferdemaul und ein aufgeregtes "bitte, darf ich ihn mal wieder Reiten?"
gut geschrieben
Eine Geschichte aus dem wahren leben die sich wirklich abgespielt hat. Denn die Augen des Mädchens glänzen immer wenn sie ein Pferd sieht und es berühren, putzen, streicheln und reiten kann. Es gibt nichts schöneres auf der Welt.
Ein Pferd ist eben nicht nur ein Tier, sondern es kann ein wahrer Freund und Kumpel sein. Wenn man einmal das Vertrauen aufgebaut hat, geht es mit dir überall hin wo du willst und es vertraut dir. Also Freunde fürs leben.
Sehr toller Artikel.!! :)
Ein schöner Artikel, dem man viel Herz und Leidenschaft anmerkt. Echt eine tolle Beziehung zu deinen beiden Pferden. Besonders interessant und zugleich witzig war die Geschichte des Shires. :)
Sehr schön geschrieben
Es war sehr schön. Anfangs hatte ich wirklich etwas Angst oder besser gesagt große Bedenken,ob ich es schaffe dieses riesige, für mich damals fremde Pferd zu reiten. Aber abschließend kann ich glaub ich sagen,dass wir diesen Tag sehr gut gemeistert haben und ich Freddy echt liebgewonnen habe.. Vielen Dank und liebe Grüße an Gabi
Herrliches Gefühl
Ich hatte auch einmal das pure Vergnügen dein Shire Horse zu reiten. Ich war total überrascht über seine Sensibilität - die ist genauso groß wie seine Größe. Es war einfach nur schön und hat mir richtig gut getan.
Pferde sind etwas wunderbares und gerade zu heilsames für jede Seele. Ein Leben ohne Pferde - undenkbar....